Unter die Haut: EU-Verbot von Tätowierfarben bringt Tätowierer in Not

2021-11-29 09:13:27 By : Mr. Chris Zhao

NIEDERSACHSEN. Viele Tätowierer, nicht nur in Niedersachsen, fürchten nach der schwierigen Lockdown-Phase wieder um ihre Existenz. Aufgrund einer im Dezember 2020 verabschiedeten EU-Verordnung steht die Tattoo-Branche unter enormem Druck. Ab dem 5. Januar 2022 dürfen nach der REACH-Verordnung einige wichtige Bestandteile, wie zum Beispiel bestimmte Konservierungsstoffe oder Bindemittel, nur noch sehr eingeschränkt in Tätowierfarben enthalten sein. Die Grenzwerte hierfür sind so niedrig, dass auf die für die Konsistenz und Haltbarkeit der Farben notwendigen Stoffe fast vollständig verzichtet wird. Bis auf wenige Schwarz-Weiß-Töne ist derzeit die gesamte Farbpalette betroffen. Darunter die Farbpigmente 'Blue 15' und 'Green 7', die in zwei Dritteln aller Tätowierfarben enthalten sind. Deshalb wandte sich Torben Briese, Betreiber eines Tattoo-Studios in Gronau (Leine), an die lokale Presse, um auf dieses existenzielle Problem seiner Branche hinzuweisen. Denn betroffen sind alle Tätowierer: innerhalb der EU, die dann bestehende Farben nicht mehr verwenden dürfen und diese entsorgen müssen, ohne dass eine geeignete Alternative zur Verfügung steht.

Lars Leopold, Landesvorsitzender der niedersächsischen LINKEN und Kommunalpolitiker in der Gemeinde Leinebergland, besuchte den Tätowierer in seinem Gronauer Atelier, um sich aus erster Hand über einen Betroffenen der Branche zu informieren. „Natürlich wollen wir alle, dass für Tattoos möglichst sichere und gesundheitlich unbedenkliche Produkte verwendet werden. Doch die Zeiten, in denen man in Hinterhöfen mit verfälschten Farben erstochen werden musste, sind heute längst vorbei. Die überwiegende Mehrheit der Tätowierer arbeitet heute mit Farben, die von unabhängigen Labors getestet und zertifiziert wurden. Deshalb übertreibt die EU-Kommission mit dem Verbot von Farben, die seit Jahren ohne nennenswerte gesundheitliche Probleme verwendet werden. Das pauschale Verbot kann auch dazu führen, dass weniger gut erforschte Ersatzstoffe eingesetzt werden, die möglicherweise gesundheitsschädlich sind“, kritisierte der ebenfalls tätowierte Leopold das Vorgehen der EU. Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält die Datenlage zu den fraglichen Farbpigmenten für unvollständig und weist darauf hin, dass die Pigmente 'blue 15' und 'green 7' in Tätowierfarben seit über zehn Jahren ohne jegliche eingesetzt werden Auffälligkeiten bekannt. „Der Verband Deutscher Organisierter Tätowierer (DOT eV) und der Vereinigte Europäische Tätowiererverband (UETA eV) haben eine DIN-Norm (DIN 17169) initiiert, die die bestehenden Normen europäischer Verbände und Regelungen aus einzelnen Ländern zusammenfasst. Sich tätowieren zu lassen war noch nie so sicher wie heute. Doch es kann schnell vorbei sein, wenn professionelle Tätowierer nun durch das EU-Verbot stark eingeschränkt werden, aber unprofessionelle Tätowierer weiterhin die Farben verwenden und damit die gesamte Branche wieder in Verruf bringen. Das liegt garantiert nicht im Interesse der Verbraucher“, ist sich Leopold sicher. „Auch wenn verschiedene Hersteller bereits angekündigt haben, REACH-konforme Farben produzieren zu wollen, ist derzeit noch unklar, wann sie verfügbar sein werden, welche Farben erhältlich sein werden und in welcher Qualität sie sein werden. Wenn die Arbeitsmittel für eine ganze Branche verboten werden und wesentliche Produkte innerhalb kürzester Zeit grundlegend umformuliert werden müssen, ohne sie lange testen zu können, ist das für mich ein Schritt in die falsche Richtung. Deshalb unterstütze ich die Petition ‚Save the Pigments‘, die der Industrie eine angemessene Übergangsfrist geben soll, um REACH-konforme Farben zu entwickeln“, appelliert Leopold an die Petition und macht deutlich: „Das ist der einzige Weg für Tätowierer ein weiteres Auflegespiel: Innen kann vermieden werden und Körperkunst wird auch in Zukunft bunt gestaltet. "

Informationen zum Artikel: Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt. Sofern dies im Artikel nicht explizit namentlich erwähnt wird, kann es bei der Redaktion angefordert werden. Bildrechte werden, sofern bekannt, gesondert aufgeführt. Allgemeine Bilder für den Hintergrund stammen in der Regel von: Celler-Presse.de, Pixabay.com oder Pexels.com. Bitte beachten Sie, dass die Nutzung dieser Seite kostenlos ist. Wir zeigen daher Werbe- und Serviceartikel, die auch externe Werbelinks enthalten können. Sie erkennen Sie an der Kategorie "Service". Diese Artikel sind hier separat aufgeführt.

Stolz präsentiert von WordPress | Thema: Nachrichten von Themeansar