Region: Wie eine Frau aus Haunswies Bäume mit Bakterien heilt | Augsburger Allgemeine

2022-05-29 07:55:15 By : Ms. Anna Xiong

Sie suchen das e-Paper, die digitale Zeitung?

Sie ziehen um, fahren in den Urlaub oder haben Fragen zu Ihrem Abo?

Sie wollen eine private Kleinanzeige aufgeben? Nutzen Sie unsere Online-Anzeigeannahme.

Lucia Bucher aus Haunswies (Landkreis Aichach-Friedberg) arbeitet mit positiven Bakterien. Was die 56-Jährige dazu bewegt und welche Aktion sie bekannt gemacht hat.

Es war der Tag, der ihr Leben veränderte. Ein Tag wie jeder andere sollte es werden – doch es kam anders. Lucia Bucher, heute 56 Jahre alt, reitet auf ihrem Pferd und stürzt. Dann wird alles schwarz. Kopfverletzung. Zu hoher Druck im Schädel. Bangen. Bucher ist mehrere Wochen im Krankenhaus. Sie sagt: „Ich war schon fast oben und bin noch einmal zurückgekommen. Anscheinend habe ich hier unten noch einen Auftrag.“

Ihr Auftrag: Die Welt ein bisschen besser machen. Jeden Tag. Stück für Stück. Daher heilt sie Bäume – mit einer eigenen Methode, den sogenannten Effektiven Mikroorganismen (EM). „Das sind, kurz gesagt, positive Bakterien, die die schlechten vertreiben“, erklärt die 56-Jährige aus dem Affinger Ortsteil Haunswies (Kreis Aichach-Friedberg).

Ihr Heilpraktiker in Aichach machte sie auf die EM aufmerksam. Sie habe sich dann damit intensiv beschäftigt. „Schnell wurde mir klar, dass ich auf diese Art arbeiten will und dann belegte ich Seminare in der Nähe von Bonn, um mehr darüber zu erfahren,“ erzählt sie. Inzwischen ist sie eine zertifizierte EM-Beraterin. Der Leitgedanke der Methode: Zurück zur Natur. Das hat Lucia Bucher überzeugt. Für die Baumheilerin ist es wichtig, draußen zu sein. Ihr Haus in Haunswies ist umgeben von Wäldern, Wiesen und pittoresken Feldern, die irgendwo in der Ferne mit dem ungetrübten Blau des Himmels verschmelzen. Mit ihrer ansteckend unbekümmerten Art, dem Lächeln im Gesicht und der blauen Latzhose wirkt die passionierte Barfußläuferin wie eine täuschend echte Kopie von Pippi Langstrumpf – nur ohne die charakteristischen Sommersprossen. Der Hund „Herr Moses“ ersetzt im Haushalt von Lucia Bucher das Äffchen Herr Nilsson – und die vier Zwergzebus, auch Buckelrinder genannt, das Pferd Kleiner Onkel.

Die Rinder stehen auf einer Weide, unweit ihrer Wohnung. Sie scharen sich um die Baumheilerin. Sie sagt: „Ich nenne sie nur meine Herrschaften.“ Bulle Rudi ist besonders aufdringlich: Er schwingt seine lange raue Zunge immer wieder Richtung Lucia Bucher. Sie muss ihn mit aller Kraft wegdrücken und zeigt dann auf einen von Balken gestützten Baum mit weit verzweigten Ästen. „Hier steht Baumi“, murmelt sie, als wollte sie ihn nicht aus dem Schlaf reißen. Baumi ist ein Apfelbaum. Für die 56-Jährige muss jede Pflanze einen Namen tragen. Er war vor sechs Jahren mit Pilz befallen. „Alle haben ihn abgeschrieben, doch ich habe ihn mit EM eingesprüht und mit Keramikpulver versorgt“, berichtet die Baumheilerin. Heute trägt er rote Äpfel und lebt.

Nächster Halt: der Walnussbaum Emro. Der gelbe Fiat der Haunswieserin knattert über einen kleinen Pfad. Die Räder wirbeln so viel Staub auf, dass das Auto stets von einer feinkörnigen Staubwolke begleitet wird. Lucia Bucher erklärt: „Einen Walnussbaum kann man normalerweise im Alter von 23 Jahren nicht mehr verpflanzen.“ Es sei alles sehr aufwendig gewesen. Zuerst musste der Baum ausgegraben und anschließend mit einem Bagger zu einer neuen Stelle transportiert werden. Ihr Neffe half dabei. Vier Balken stützen Emro. Er wächst und gedeiht. Inzwischen ist er 25 Jahre alt.

Wirklich in die Öffentlichkeit wollte die Haunswieserin nie. Aber ihre Rettungsaktion im Juli ging durch die Zeitungen. Ein Ahornbaum am Kühbacher Skaterplatz war damals wohl von Jugendlichen vom Stamm bis zu den Ästen vollständig geschält worden. Eigentlich das Todesurteil für den Baum. Bürgermeister Johann Lotterschmitt hatte 200 Euro für Hinweise ausgelobt. Lucia Bucher war auf den kranken Baum aufmerksam geworden. Mit einem Wundverband aus Lehm, Zeolith, Keramikpulver, Garten- und Bodenaktivator und Biorapsöl hat sie den Ahornbaum geheilt. Und ihm einen Namen gegeben: Julimi. Seit dieser Aktion ist sie als Baumheilerin bekannt. Die Haunswieserin ist stolz auf das, was sie erreicht hat. „Für mich gibt es das nicht, arbeiten zu müssen. Ich darf arbeiten“, sagt sie und fügt lachend hinzu: „Ich genieße einfach das Leben.“ Bucher sprüht vor Lebensfreude. Zur Ruhe setzen will sich die Baumheilerin noch lange nicht, denn „auch wenn ich selbst keine Kinder habe, will ich der nachfolgenden Generation eine bessere Welt hinterlassen“.