Neuer Wundverband stoppt Blutungen ohne zu verkleben

2021-11-29 09:40:04 By : Mr. Mike Wang

Zürich - Schweizer Wissenschaftler haben eine neuartige Wundauflage entwickelt, die blutstillend wirkt und nicht mit der Wunde verklebt. Beides könnte laut Veröffentlichung in Nature Communications (2020; 10: 5562) das Ansteckungsrisiko verringern.

Die herkömmliche Methode zur Blutstillung besteht darin, einen Wattebausch fest auf die Wundoberfläche zu drücken. Die Blutung wird durch ein Blutgerinnsel, das fest mit dem Verband verbunden ist, gestillt. Da der Wattebausch an der Wunde klebt, reißt die Wundoberfläche beim Verbandwechsel oft wieder auf. Das ist nicht nur schmerzhaft, die neuen Läsionen fördern auch das Eindringen von Keimen in die Wunde. Das Beschichten der Gaze mit blutgerinnungsfördernden Substanzen wie Chitosan oder Kaolin ist nicht unproblematisch, da die Substanzen in die Wunde eindringen und dort kleine Thrombosen verursachen.

Eine Beschichtung aus Silikon und Carbon-Nanofasern, entwickelt von einem Team um Dimos Poulikakos von der ETH Zürich und Choon Hwai Yap von der National University of Singapore, vermeidet diese Nachteile. Einerseits ist das Material extrem flüssigkeitsabweisend. Wie bei Teflon haften weder Wasser noch Blut an der Oberfläche. Gleichzeitig fördert es die Blutgerinnung. Bei Kontakt mit Humanserum bilden sich feine Fibrinfasern, die jedoch die glatte Oberfläche der Beschichtung nicht durchdringen. Sie bilden jedoch das Gerüst für die Blutgerinnung an der Wundoberfläche.

In Labortests konnten die Wissenschaftler zeigen, dass Blut beim Kontakt mit der beschichteten Gaze innerhalb weniger Minuten gerinnt. Erste Versuche an Ratten zeigten, dass das Blut den Verband nicht durchdringt. Der durchschnittliche Blutverlust betrug nur 0,3 mg im Vergleich zu 19,8 mg bei herkömmlicher Baumwollgaze. Die Kraft, die zum Abnehmen des Verbandes aufgewendet werden musste, war mit 7,2 Millinewton (mN) 43-mal geringer als bei Baumwollgaze, die zum Abnehmen des Verbandes 315 mN benötigte.

Weitere Experimente zeigten, dass Bakterien nicht gut an der Oberfläche haften. Die neue Wundauflage könnte daher das Infektionsrisiko durch Wunden verringern. Die Forscher sehen ein breites Einsatzspektrum für ihre Wundauflage. In der Notfallmedizin und Chirurgie könnte es helfen, großen Blutverlust zu verhindern, aber auch als Pflaster im Haushalt und als Erste-Hilfe-Set könnte es seinen Zweck erfüllen.

Die ETH Zürich und die National University of Singapore haben das neue Material zum Patent angemeldet. Bevor es im Menschen eingesetzt werden kann, müssen die Forscher das Material weiterentwickeln und optimieren. Um die Unbedenklichkeit und Wirksamkeit nachzuweisen, sind nach Ansicht der Wissenschaftler weitere Tests zunächst an anderen Tierarten und dann am Menschen notwendig. © rme / aerzteblatt.de

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