Froschschaum wird zur Wundauflage

2021-11-29 09:39:12 By : Ms. Cindy Zhuang

Der Schaum der Tungarafrösche ist extrem stabil. Sie soll daher als Grundlage für eine neue Wundauflage dienen, die über mehrere Tage Medikamente freisetzt.

Glasgow (Schottland). Tungara-Frösche produzieren während der Paarungszeit einen Schaum, mit dem sie ihren Laich und ihre Nachkommen vor Fressfeinden und vor dem Austrocknen schützen. 2010 entwickelten Forscher aus diesem Schaum ein Material, das CO2 aus der Luft aufnimmt und in Zucker umwandelt, aus dem dann Biokraftstoff hergestellt werden kann. Dafür erhielt das Team von David Wendell den Earth Award.  

Weil der Schaum der Tungara-Frösche ungewöhnlich stabil ist und sich auch bei Sturm und Regenschauern nicht auflöst, haben sich auch andere Forscher damit beschäftigt. Dazu gehört Paul Hoskisson, Molekularmikrobiologe von der University of Strathclyde, der mit seinem Team im Dschungel auf der Karibikinsel Trinidad Proben des Schaums gesammelt hat.

Die anschließende Analyse zeigte laut ihrer Veröffentlichung in der Zeitschrift Royal Society Open Science, dass der Schaum aus sechs muschelschalenartig angeordneten Proteinen besteht. Die wasserabweisende Seite der Moleküle zeigt nach außen, die wasserliebende Seite nach innen. Laborversuche zeigen, dass der Schaum Windgeschwindigkeiten von 45 Stundenkilometern problemlos standhält. Eiweiß zerfällt mit deutlich geringeren Kräften.

Laut Hoskisson kann der Schaum der Tungarafrösche aufgrund seiner besonderen Eigenschaften auch in der Medizin verwendet werden, denn die kleinen Bläschen eignen sich gut als Behälter für Medikamente. Der Schaum ähnelt damit medizinischen Schäumen, aus denen Verbände zur Behandlung von Narben und Wunden hergestellt werden. Diese geben Medikamente wie Antibiotika ab und schützen so den Patienten vor Infektionen, müssen aber bisher alle paar Stunden gewechselt werden. Die daraus resultierende mechanische Belastung stört jedoch den Heilungsprozess.

Der Wissenschaftler möchte daher eine neue Wundauflage auf Basis des Froschschaums entwickeln, die über mehrere Tage Medikamente freisetzt. Die Intervalle zwischen den Verbandwechseln, in denen Keime eindringen können, sind daher deutlich länger.

Um die Nützlichkeit des Schaums zu untersuchen, führte Hoskisson Experimente mit menschlichen Hautzellen durch. Die bis zu drei Millimeter großen Schaumblasen füllten die Wissenschaftler mit dem Antibiotikum Rifampicin. Dieser wurde dann über einen Zeitraum von sieben Tagen aus dem Froschschaum freigesetzt. Die Hautzellen teilten sich normal weiter und ihre Funktion wurde durch den Froschschaum nicht beeinträchtigt. Hoskisson will den superstabilen Froschschaum nun künstlich von Mikroben herstellen lassen. Bis eine Wundauflage marktreif ist, bedarf es seiner Meinung nach noch weiterer Forschung.

Royal Society Open Science, doi: 10.1098 / rsos.210048