United Cutmen Crew im Gespräch: Cuts, krasse Verletzungen, Leserfragen uvm.

2022-08-14 06:36:11 By : Mr. King Zeng

Ein Einblick in die Welt der Platzwunden-Flicker.

UCC im Einsatz bei EMC (Bild: Foto Seven Sport)

Da wir immer wieder mit Leser-Anfragen zum Thema Cuts, Verletzungen und die Arbeit der Cutmen konfrontiert werden, haben wir die Chance ergriffen, mit der UCC bei einer MMA-Veranstaltung zu sprechen. Die „United Cutmen Crew Germany“, kurz „UCC Germany“, besteht mittlerweile seit einem Jahr. Drei erfahrene Cutmen haben sich zusammengeschlossen, um die Organisation und Kooperation auf deutschem Boden zu erweitern und den Promotern sowie Kämpferinnen und Kämpfern eine professionellere Unterstützung in Deutschland anbieten zu können. Die Crew besteht aus Ulf Rabethge, Gökce Türkoglu und Timo Plewa.

GNP1.de: Wie steht es, eurer Meinung nach, aktuell um die Qualität der Cutmen und -Women in Deutschland? UCC: Gerade im Bereich ,,Hände Bandagieren‘‘ gibt es die verschiedensten Techniken, selbst erfahrene Cutmen lernen immer wieder etwas Neues dazu. Grundsätzlich kann man nicht davon reden, dass es schwierig ist, in Deutschland qualitativ gute Cutmen und Cutwomen für einen Event bzw. für eine Teambetreuung zu finden. Die Kolleginnen und Kollegen, die hier regelmäßig tätig sind, auf den verschiedensten Veranstaltungen, machen einen guten Job. Medizinische Vorkenntnisse sind vorteilhaft, aber nicht zwingend notwendig.

Jede(r) Einzelne bringt seine eigene Qualität mit sich, arbeitet individuell und entwickelt sich mit den praktischen Erfahrungen weiter. Vorteilhaft ist hier auch immer der Austausch untereinander, um ggf. die eine oder andere Verbesserung in der eigenen Arbeit vorzunehmen.

Wie habt ihr drei euch zusammengefunden? Namentlich war man sich zuvor zwar bekannt, auch dadurch, dass man Mitglied der World Cutman Association ist, doch wirklich zusammengearbeitet hat man eher selten. Wir können nun durch eine engere Kommunikation, die anstehenden Events auf nationaler Ebene besser bedienen und abdecken. Durch die intensive Zusammenarbeit profitieren nicht nur die Kämpfer und die Veranstalter von einer besseren medizinischen Betreuung, sondern auch wir selbst, da wir unser Wissen untereinander teilen und somit unseren Erfahrungsschatz erweitern können.

Jeder der Drei bringt seine eigenen Kontakte und Veranstaltungen mit ins Team und so wird mittlerweile der größte Teil der deutschen Veranstaltungen, Hauptsächlich im Bereich MMA, abgedeckt. Tätig ist die UCC aber nicht ausschließlich im MMA, sondern auch im Bereich K-1, Muay Thai, Boxen und Bare Knuckle Boxing.

Zu sehen waren wir bisher bei Elite MMA Championship, Integra Fighting Championship, MMA Live, die TV Show Oktagon Challenge, Enfusion, Legion Fighting Championship, Superleague MMA, Legacy Fight Night, No Mercy Fights, Hype FC, Boxpromotion Team Klappert, als auch bei We love MMA.

Was nutzen die meisten Veranstalter, eurer Meinung nach, wenn nicht offizielle Teams wie ihr oder die GEMMAF u.a. vor Ort sind? Macht jeder sein eigenes Ding? Gerade im Bereich MMA arbeiten wir als Team mit den verschiedensten Verbänden zusammen, da nicht jeder Verband, ausgenommen die GEMMAF, eine eigene Cutmen-Crew besitzt. Aber auch mit der GEMMAF sind wir beispielsweise bei EMC zusammen tätig und sorgen dort für einen professionellen Ablauf in allen Bereichen.

Bedauerlicherweise gibt es aber auch Veranstalter, die aus Kostengründen auf eine Cutmen-Crew verzichten. Einigen ist leider nicht bewusst, wie umfangreich die medizinische Abteilung für eine Veranstaltung aufgestellt werden muss, dazu zählen ebenso Ringärzte und der Rettungsdienst, um gegenüber den Kämpfern die bestmögliche Versorgung gewährleisten zu können.

Was habt ihr schon erlebt, in eurer jahrelangen Erfahrung - was waren Momente, in denen ihr dachtet, dass es ohne vernünftige Cutmen oder Ärzte böse hätte enden können? Jedes Event hat seine eigenen Highlights, seine eigenen Momente, die in Erinnerung bleiben. Wir versuchen jede Situation ruhig zu bewältigen, jede Verletzung professionell und routiniert in Kooperation mit den Ringärzten und dem Rettungsdienst zu behandeln. So können auch die schwersten Notfälle, wie Krampfanfälle, schwere Cut-Verletzungen, Patellaluxationen, Schulterluxationen, diverse Frakturen etc. versorgt werden.

Wie geht ihr damit um, wenn ein Fighter nicht behandelt werden will, und euch „wegschiebt“ o.ä.? Das kommt bekanntlich mal vor, im Eifer des Gefechts. Mit dieser Situation gehen wir absolut gelassen um. Den Wunsch des Kämpfers, nicht behandelt werden zu wollen, müssen wir in diesem Moment respektieren und akzeptieren. Oft ergeben sich solche Situation beispielsweise nach einer Niederlage, der Adrenalinspiegel ist noch hoch, der Kämpfer frustriert, vielleicht auch mit seiner eigenen Leistung nicht zufrieden.

Dagegen gibt es die Momente, in denen die Kämpfer aber auch einfach nur ihren Sieg mit ihrem Team feiern wollen und an eine medizinische Behandlung keinen Gedanken verschwenden.

Wir möchten niemandem einen Vorwurf machen, es ist absolut menschlich, der Kämpfer physisch und psychisch bepackt mit Emotionen. Oft hilft es auch abzuwarten, bis die Betroffenen zur Ruhe gekommen sind, dann kann eine entsprechende Nachsorge stattfinden.

Ab wann holt der Cutman den Ringarzt? Ist das überhaupt seine Aufgabe? Das ist abhängig von der Veranstaltungsreihe, vom Verband und wie die Regularien ausgelegt sind. Bei Enfusion ist die Vorgehensweise beispielsweise so, dass der Cutman hereingerufen wird, sobald ein Cut entsteht. Alternativ bittet der Referee den Cutman sowie den Ringarzt in den Cage.

Der Ringarzt darf in diesem Moment eine Verletzung beim Kämpfer nicht behandeln, sondern lediglich das Blut mit einer Kompresse abwischen, um die Verletzung besser einschätzen zu können. Dabei urteilt der Ringarzt darüber, ob der betroffene Kämpfer den Kampf fortführen kann. Das ist abhängig von der Schwere der Cut-Verletzung, also Lokalisation, Tiefe und Verlauf des Cuts.

Auch der Cutman kann bei schweren Verletzungen, die er während des Einsatzes im Cage feststellt, einen entsprechenden Hinweis an den Ringarzt bzw. Referee weitergeben, um den Kämpfer vor gesundheitlichen Einschränkungen zu schützen.

Wo ist der Unterschied, fachmännisch, zum Boxen, Kickboxen oder MMA? Gibt es Unterschiede aus eurer Sicht? Was ist "leichter" oder "schwerer" abzuarbeiten? Kann man das so grundsätzlich sagen? Grundsätzlich empfinden wir unsere Arbeiten im Boxen und Kickboxen als wesentlich entspannter, als auf MMA-Events. Das liegt zum einen an der hohen Intensität. Wie bereits beschrieben, müssen wir auf einigen MMA-Veranstaltungen unter Zeitdruck teilweise zwischen 20-25 Kämpfer bandagieren und parallel dazu laufen noch die Tätigkeiten im Cage. Dort ist eine reibungslose Kommunikation untereinander ein absolutes Muss.

Im Bereich Boxen und Kickboxen findet in der Regel eine Teambetreuung statt, die Anzahl der zu versorgenden Kämpfer ist demnach überschaubar. Auch wenn wir Hauptsächlich im Bereich MMA arbeiten, sind Teambetreuungen für uns immer etwas Besonderes. Man entwickelt dort als Cutman eine ganz andere Bindung zum Kämpfer, zu dem Team. Untereinander muss man sich auf das bevorstehende Ereignis einspielen, aufeinander verlassen können, sich vertrauen. Je nach Ereignis verbringt man, vor allem bei Einsätzen im Ausland, einige Tage zusammen. Das erweckt oft auch ein sehr freundschaftliches und familiäres Verhältnis zueinander.

Häufig sind wir gerade für den Trainer eine deutliche Entlastung während der Ringpausen, sodass er sich voll und ganz auf das Coaching fokussieren kann. Für den Kämpfer ist es absolut wichtig, dass er spürt, ein starkes Team hinter sich zu haben.

Ist jede Kampfsport-Organisation/Veranstaltung für euch offen oder gibt es bestimmte Deals oder Kooperationen unter Cutmen, bei denen nur mit bestimmten Firmen zusammengearbeitet wird? Gibt es da eher Konkurrenzdenken oder ganz im Gegenteil Freundschaft und Zusammenhalt? Wir sind absolut neutral, können entsprechend mit jeder Organisation, mit jedem Promoter oder Verband zusammenarbeiten. Vor der Gründung der UCC Germany waren wir stets einzeln unterwegs. Der Zusammenschluss hatte für uns einen absoluten Mehrwehrt.

In der Regel werden wir als Team gebucht, es gab aber auch schon die Situationen, in denen wir mit anderen Cutmen aus anderen Verbänden zusammengearbeitet haben. Dabei steht oft der Wissensaustausch untereinander im Vordergrund. Konkurrenzdenken ist hier völlig unangebracht, der Fokus sollte stets auf die professionelle Versorgung und Betreuung der Kämpfer ausgelegt sein.

Wie wichtig ist es, dass ihr auch Notfallsanitäter im Team habt, bzw. ärztliches Verständnis für diesen Beruf? Grundsätzlich ist es wichtig, medizinisch geschultes Personal im Team zu haben, sodass auch ggf. nicht medizinisch ausgebildete Teammitglieder von den Erfahrungen und dem Wissen profitieren und Neues dazulernen können. Jeder trägt durch seine eigenen Stärken und durch seine Individualität dazu bei, dass wir den Athleten und Veranstaltern eine hervorragende Qualität anbieten können.

Was macht ihr abseits des Cutman-Berufs? Von Türkoglu weiß man z.B., dass er lange Zeit als Betreuer von UFC-Kämpfer Dustin Stoltzfus in der MMA-Szene unterwegs war. Ulf ist seit über 20 Jahren in der Notfallrettung tätig, ist ausgebildeter Notfallsanitäter, war früher auch Eventmanager von Kampfsportveranstaltungen und kombiniert somit seinen ganzen Erfahrungsschatz mit der jetzigen Tätigkeit als Cutman.

Timo arbeitete früher als Krankenpfleger und bringt ebenso medizinisches Wissen mit ins Team. Nebenbei trainiert er noch MMA im Strike Gym in Duisburg.

Gökce fungiert nebenbei unter anderem als Betreuer für diverse Athleten und als Coach im Bereich MMA / Luta Livre, ist zudem selbst sehr aktiv und regelmäßig auf der Matte. Dustin befindet sich aktuell zur Vorbereitung auf seinen UFC-Kampf mehr in den großen Trainingscamps, man pflegt aber ein sehr freundschaftliches Verhältnis zueinander.

Wie muss man sich den Job eines Cutmen im Groben vorstellen, von Anfang bis Ende. Ist man für alle Fighter verantwortlich oder nur für ausgewählte? Bucht euch ein Fighter oder der Veranstalter? Muss man dann 20 Leute tapen am Stück - fallen einem da nicht die eigenen Finger ab? Wie bringt ihr das alles unter einen Hut bzw. wie wechselt ihr euch ab? Dies ist ganz davon abhängig, für welchen Service uns der Veranstalter gebucht hat. So kann es vorkommen, dass wir nur für das Bandagieren oder die Arbeiten im Cage gebucht werden.

Alternativ dazu bieten wir auch den Full Service an, sodass wir wie beispielsweise bei EMC alle Kämpfer Backstage bandagieren müssen und parallel dazu noch die Kämpfer im Cage versorgen. Je nach gewünschter Leistung, entscheiden wir, wie wir uns personell für einen Event aufstellen müssen.

Gerade bei EMC wechseln wir uns entsprechend innerhalb des Teams ab. Eine gute Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Verband ist zwingend notwendig, um auch das Zeitlimit einhalten zu können.

Eine vernünftige Bandage benötigt entsprechend Zeit, jede Hand, jeder Kämpfer ist individuell, hat eigene Wünsche. Den Full-Service können wir unsererseits nur empfehlen, da dadurch auch gewährleistet wird, dass alle Kämpfer professionelle Bandagen erhalten, keiner erleidet einen Nachteil. Dazu muss sich niemand mit Toilettenpapier die Hände bandagieren, auch das haben wir schon erleben dürfen.

Was ist das "Eisen", das immer auf die Schwellungen gedrückt wird? Warum macht man das? Welche Werkzeuge gehören zur normalen Ausrüstung des Cutmen? Das „Eisen“ wird im Englischen Enswell genannt oder zu Deutsch auch Kühleisen. Diese sind dafür da, damit wir Schwellungen behandeln können. Das Enswell wird stetig auf Eis gelegt. In den Ringpausen versuchen wir die Schwellungen entsprechend zu unterdrücken. Durch die Kälte und den Druck ziehen sich die Blutgefäße zusammen, das Hämatom, also die Blutung unter dem Gewebe soll sich somit nicht vergrößern. Es gibt verschiedene Formen des Enswells, die je nach Ort des Cuts eingesetzt werden.

Jeder Cutman hat seine eigene individuelle Ausstattung, neben dem Material für das Bandagieren bzw. Tapen der Hände sind außerdem beispielsweise Swabs (Wattestäbchen), Nitrilhandschuhe, Hände und Oberflächendesinfektion, eine Verbandsschere, Vaseline, Wristbands, Sterile Kompressen etc. vorhanden.

Was sind die üblichen Vorgehensweisen bei einer Schwellung, bei einem Cut, bei massiven Platzwunden? Welche Inhaltsstoffe besitzen die angewandten Stoffe? Zuerst sollte das Gesicht vom Blut befreit werden, um alle Cut-Verletzungen, Schwellungen und Nasenbluten lokalisieren zu können. Hier reicht es aus, das Gesicht kurz mit Wasser einzusprühen und mit einem Tuch zu säubern. Wir wollen so hygienisch wie möglich arbeiten.

Dann kommen unsere Swabs zum Einsatz, die wir meist am Wristband befestigt haben. Der Cut wird mit einer Kompresse abgetupft, anschließend vorsichtig aufgezogen, der mit Adrenalin versehene Swab mit entsprechendem Druck auf den Cut aufgelegt. Die Kombination aus Druck und Adrenalin soll dazu führen, dass die Blutung stoppt. Beides sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße zusammenziehen.

Zuletzt wird der Cut mit Vaseline, die mit Adrenalin angemischt wurde, verschlossen. Auch die Vaseline ist stetig kühl gelagert, sodass die Kälte während des Kampfes noch einen gewissen Effekt erzielen kann.

Was sind die Verletzungen, die am schwierigsten zu behandeln sind? Hier kommt es auf den Erfahrungswert des Cutman und wie der Erfahrungsaustausch mit Kollegen ist. Die aufwendigsten Blutungen oder Risse sind im Mund oder im Rachenraum. Dort gestaltet es sich als schwierig, eine Blutstillung zu erreichen. Jeder Kämpfer besitzt seine eigenen anatomischen Verhältnisse, so kann sich auch schon mal ein Cut an der Augenbraue als kompliziert herausstellen.

Das gleiche gilt auch für Nasenbluten. Nasenbluten ist nicht gleich Nasenbluten. Davon gibt es verschiedene Formen. Dies kann dazu führen, dass die Blutung nicht gestoppt werden kann und der Ringarzt bricht zum Schutz des Kämpfers ab.

Kann man manchmal an einem Cut erkennen, ob der von einem Zusammenstoß der Köpfe oder durch einen Schlag/Kick entstanden ist? An einem Cut selbst kann man dies nicht erkennen, aber wir erkennen, wie es entsteht. Wie ihr sicher gesehen habt, sitzen die Cutmen aufmerksam am Cage und verfolgen die Aktionen der Kämpfer. Das heißt, wir beobachten, ob das Auge schon leicht anschwillt, ob eine Nase blutet, ob ein Cut entstanden ist und kommunizieren das schon untereinander. Dann sind wir in der Pause vorbereitet, um alles parat zu haben, diese Verletzung primär zu behandeln. Das heißt, wir sitzen dort nicht und spielen am Handy herum und warten darauf, gerufen zu werden. Wir verfolgen jede Aktion, jeden Schlag, jeden Kick mit voller Aufmerksamkeit. Wir wollen so schnell wie möglich mit dem Ringarzt für die Kämpfer da sein, wenn es benötigt wird.

Was waren bis jetzt die krassesten Verletzungen, die ihr als Cutmen geflickt habt? Rabethge: Das erste, was mir wirklich in Erinnerung blieb, war ein großer Cut von 8 Zentimetern an der linken Augenbraue, der so tief war… die Blutung konnte man einfach nicht stillen. Da laufen so viele Nerven und Blutbahnen lang, da muss man einfach aufhören. Die Gesundheit des Kämpfers geht vor.

Plewa: Gerade im MMA sind multiple Cut-Verletzungen nicht selten, da kommen dann schon einmal 3-5 Cuts in einer Runde zusammen, die wir innerhalb von 60 Sekunden behandeln müssen. Entsprechend stellen wir uns in den letzten 10 Sekunden schon immer vor dem Cage auf und gehen umgehend rein, sobald sich die Tür öffnet. Hier werden wir richtig gefordert, zusätzlich fallen dann noch Schwellungen und Nasenbluten an.

Türkoglu: Situationsabhängig müssen wir dann nach Priorität entscheiden, welche Verletzungen behandelt werden können.

Wieso seid ihr Cutman geworden? Rabethge: Ich für meinen Teil habe mir mal Age of Cage angeschaut, habe mit Sascha an der Tür gearbeitet, beim Aufbau mitgeholfen und habe dann Events abgereist wie GMC, Aggrelin und was es damals so alles gab. Ich bin immer mehr ins Business gekommen und habe größere Aufgaben übernommen. Danach habe ich mich eingelesen, was man als Cutman können muss und später den guten Cutman Liberty kennengelernt, ich war in den Notaufnahmen, habe Ärzte gelöchert usw. wie man denn manches versorgt, bis mir dann manche Cutmen erklärt haben, wie es richtig funktioniert. Dann habe ich Gökce kenngelernt, das war einer der ersten Cutmen, den ich kennengelernt habe und bin da immer mehr reingewachsen. Auf Cutman-Schulungen habe ich weitere Cutmen kennengelernt. Enfusion, Mix Fight Gala uvm. Dann wurden die Leute auf einen aufmerksam und ich habe die ganzen Anfragen alleine nicht mehr geschafft. Mit Timo waren wir auch auf Events und haben gemerkt, dass wir echt kompatibel sind und gut zusammenarbeiten. So haben wir uns dann zusammengeschlossen.

Plewa: Mein Trainer Sascha Roth vom Strike Gym Duisburg hat 2017 in die Runde gefragt, ob jemand Interesse hätte, unsere Kämpfer als Physiotherapeut oder Cutman unterstützen zu wollen. Da ich durch meine damalige Ausbildung zum Krankenpfleger bereits entsprechendes medizinisches Wissen mitbringe, habe ich mich für ein Cutman-Seminar angemeldet. Somit konnte ich den Sport, den ich selbst mit Leidenschaft auf der Matte im Strike Gym trainiere, auch auf diversen Events noch näher kommen.

Was ist die Faszination am Cutman-Beruf für euch? Das ist eine sehr gute Frage. Wie hat das Ganze angefangen? Eigentlich durch Eigeninitiative, um Teil eines Events zu sein. Das war für uns immer wichtig, viele positive Leute kennen zu lernen und durch unser Fachwissen den Veranstaltern und Kämpfern zu helfen. Wenn die Kämpfer, die wir betreuen gewinnen oder gar einen Titel sichern, dann ist das auch Freude für uns, dass wir einen guten Job gemacht haben. Wichtig war eben ein Teil dieses großen Eventzirkus zu sein. Aber hier geht es nicht nur um den Cutman, sondern auch um die Veranstaltung. Hier geht es darum, mit der Crew, die die Events sanktionieren, Notfallpläne zu erstellen. Was machen wir, wenn jemand schwer K.o. geht? Wie kriegen wir ihn aus dem Cage? Wo werden die Kämpfer hingebracht? Wer kümmert sich mit um die Kämpfer? Die Leute sind oft hocherstaunt, worauf man alles achten muss. So können wir den Veranstaltern gut helfen, und natürlich zum Schutz der Kämpfer unser bestes geben. So dass sie wissen, dass auf so einem Event alles safe ist und an alles gedacht wurde.

Es ist immer wieder ein tolles Erlebnis, einem Event so nahe zu kommen, neue Veranstalter kennen zu lernen, neue Offizielle, mit denen wir zusammenarbeiten müssen. Der enge Kontakt zu den Kämpfern, der Blick hinter die Kulissen, hinter dem Menschen, der vielleicht sonst immer sehr cool und kurz vor dem Kampf doch sehr angespannt wirkt. Die unterschiedliche Mischung der Emotionen bei den Teams, aber auch bei den Anhängern, wie diese mitfiebern oder mitleiden.

Die Spannung während der Kämpfe und der eigene Adrenalinschub, zu wissen, dass von deinem Einsatz jetzt der Kampfverlauf abhängig sein kann, immer mit dem Gedanken, ein positives Ergebnis für den Kämpfer zu erzielen, ihn im Spiel zu halten, aber auch Vernunft zu zeigen, wenn die Gesundheit gefährdet ist. Jedes Event hat seine eigene Herausforderung, auch wenn wir unseren routinierten Ablauf verinnerlicht haben, gibt es immer neue Situationen, die auf uns warten.

Wie lange dauert die Ausbildung zum Cutman und wie schwierig ist sie, wie sieht diese aus und was muss man alles erlernen? Gibt es regelmäßige Auffrischungs-Seminare Aufgrund von neuen medizinischen Kenntnissen? Im Grunde muss man sagen, dass Seminare in erster Linie dafür da sind, um die Tätigkeit vorzustellen. Gleichzeitig richtet sich unser Programm hauptsächlich an Trainer, Kämpfer, Ärzte, Physiotherapeuten bzw. Menschen aus medizinischen Berufen.

Zuletzt haben wir eine Schulung im Universum Box-Gym gemacht mit zwei sehr kompetenten Ärzten, Dr. Sven Haladyn und Chefarzt Tim Kuchenbuch. Den Teilnehmern wurde direkt erklärt, dass es sehr schwer ist, ein Cutman zu werden. Man stellt hier nur vor, was ein Cutman ist. Seminarinhalte sind u.a. Cornerwork, die Tätigkeiten eines Cutman, das Bandagieren der Hände, die Cut Versorgung, typische Verletzungen im Kampfsport oder K.o.-Management.

Wichtig zu erwähnen ist hierbei auch, dass ein Seminar allein nicht ausreichend ist. Es ist immer von Vorteil einen erfahrenen Cutman zu begleiten, sodass ein Wissensaustausch stattfindet. Viel Übung ist gefragt, gerade was das Bandagieren und Tapen betrifft. Nicht nur die Profis, auch die Amateure haben einen Anspruch auf professionelle Bandagen. Irgendwann macht es dann auch die Erfahrung, man wird routinierter, verbessert eigene Fehler, die eigene Arbeitsweise.

Bis man ein wirklicher Cutman ist, dauert es unserer Meinung nach locker 3 Jahre. Man muss regelmäßig auf Veranstaltungen gehen, geführt werden, Erfahrung sammeln, und grundelementare Sachen lernen. Cutman ist eben nicht gleich Cutman. Manche Veranstaltungen stellen Leute, die etwas Vaseline schmieren, aber dann wenig Ahnung vom Rest und von Veranstaltungen oder Kampfsport haben. In Deutschland heißt es oft, es darf natürlich auch kein Geld kosten. Das geht so nicht. Grundvoraussetzung eines angehenden Cutman sollte auch vorzugsweise ein medizinischer Background sein. Das ist natürlich sinnvoll.

Eine Art Auffrischungsseminar oder die Pflicht dazu, gibt es nicht. Es obliegt jedem selbst, ob er nach einem Seminar noch weitere besuchen möchte, die von diversen Kollegen angeboten werden. Auch nach Jahren lernt man immer wieder Neues dazu, schaut sich Techniken oder Arbeitsschritte bei Kollegen ab, die für einen selbst sehr hilfreich sein können.

Der Cutman lernt von Veranstaltung zu Veranstaltung. Da würden wir uns wünschen, dass es anders wäre und Leute sich re-zertifizieren können und die neuesten Behandlungsmethoden erlernen. Das ist in Deutschland leider nicht vorgegeben. Letztlich ist auch viel Eigeninitiative gefragt, die Motivation sich weiterzuentwickeln, wissbegierig zu sein.

Wie bucht eine Organisation einen Cutman? Gibt es Seminare mit euch? Wie kann man an euch herantreten? Uns kann man beispielsweise über die sozialen Medien wie Facebook oder Instagram kontaktieren. Mittlerweile haben wir durch den jahrelangen Einsatz auf diversen Events viele Kontakte zu Promotern knüpfen können und sind entsprechend regelmäßig auf deren Events tätig.

Immer wieder bieten wir neben einer Cutman-Schulung auch Handwrapping-Seminare an. Wenn ihr mehr über das Thema Cutman und der UCC Germany wissen möchtet, könnt ihr uns auf Facebook (United Cutmen Crew Germany) oder Instagram (@ucc.germany) anschreiben.

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