Offene Wunden richtig behandeln

2021-12-27 18:00:36 By : Ms. Elsa Wen

Offene Wunden können sich infizieren. Sie sollten daher mit einem Pflaster oder einer Kompresse bedeckt werden. (Quelle: shih-wei/Getty Images)

Die meisten Menschen sind überzeugt: An der Luft heilen Wunden besser. Deshalb greifen sie nur zu Pflaster und Verband, wenn die Verletzung stark blutet. Doch das ist ein Fehler. Denn offene Wunden sind nicht nur anfälliger für Infektionen, sie heilen auch langsamer. Lesen Sie hier, wie offene Wunden richtig behandelt werden, damit sie schnell heilen.

Der erste wichtige Schritt bei der Behandlung offener Wunden ist die Säuberung der Verletzung. Vorher sollten kein Pflaster und kein Verband angelegt werden. Besonders bei Schürfwunden geraten schnell Fremdkörper in die Wunde und fördern so eine Entzündung. Daher ist es wichtig, potenzielle Bakterienherde wie Schmutz mit klarem Leitungswasser abzuspülen. Die Gefahr, dass mit dem Wasser neue Keime in die Wunde gelangen und die Infektionsgefahr steigt, ist äußerst gering.

Auch mit Salzwasser (idealerweise physiologische Kochsalzlösung) lassen sich offenen Wunden reinigen. Alternativ gibt es alkoholfreie Wundspülungen zum Aufsprühen, die die Wunde nahezu schmerzfrei säubern. Auf keinen Fall jedoch sollte beim Reinigen Seife zum Einsatz kommen.

Schnittwunden durch Messer oder Scherben sind häufige Haushaltsverletzungen. Wenn die Einschnitte nicht zu tief sind, reicht auch hier ein Abspülen und Desinfizieren aus, bevor sie mit einem Pflaster bedeckt werden. Kleinere Schnittwunden können vor der Versorgung etwas ausbluten, damit Schmutzpartikel aus dem Gewebe geschwemmt werden.

Auf stark blutenden, tiefe Schnittwunden sollten Sie dagegen zunächst eine sterile Kompresse drücken, gegebenenfalls einen Druckverband anlegen und dann zum Arzt gehen. Er kann ausschließen, ob möglicherweise Blutgefäße oder Nerven verletzt wurden.

Bei einer Verletzung wird Gewebe zerstört, es dringen Keime durch die sonst sichere Hautbarriere. Der Körper muss große Kräfte mobilisieren, um neue Hautzellen zu bilden und die Wunde möglichst schnell wieder zu verschließen. Mittlerweile sind sich die Fachleute einig, dass die meisten Wunden am besten heilen, wenn sie feucht gehalten werden.

Bereits in den 60-er Jahren hatte der Engländer Georg Winter in Tierexperimenten nachgewiesen, dass die Neubildung des Gewebes in einer feuchten Wundumgebung um bis zu 50 Prozent schneller abläuft als unter einer trockenen Kruste. Das Wundsekret fungiert nämlich als Transportmittel für Nähr- und Botenstoffe sowie Abwehrzellen und schafft so optimale Bedingungen für die Wundheilung. Die feuchte Wundheilung hat einen weiteren Vorteil: Dem Patienten bleiben beim Verbandswechsel eine Menge Schmerzen erspart, weil die Mullkompressen nicht mit der Wunde verkleben.

Vor allem bei größeren Wunden reichen normale Pflaster meist nicht mehr aus, um die Verletzung zu bedecken und sie vor dem Austrocknen zu schützen. Sie sollten mit sterilen Wundauflagen und Kompressen bedeckt werden. Auch ein Druckverband und ein Hochlagern des verletzten Körperteils können sinnvoll sein. Das verringert den Blutverlust. Grundsätzlich sind bei größeren offenen Wunden ein feuchter Wundverband das Mittel der Wahl. Denn ohne Feuchtigkeit dauert die Heilung länger und die Gefahr, eine Narbe zu behalten, steigt. 

Antiseptische Salben wirken zusätzlich gegen Keime. Cremes oder Sprays, die Antibiotika enthalten, sehen Experten eher kritisch. Sie steigern die Gefahr einer Antibiotika-Resistenz und können zu allergischen Reaktionen führen. Sie sollten daher grundsätzlich nur nach Absprache mit einem Arzt verwendet werden.

Ob mit Hausmitteln oder Apothekenprodukten: Nicht immer heilen Wunden problemlos ab oder sind so groß, dass sie genäht oder geklebt werden müssen. Achten Sie bei offenen Schnitt- oder Schürfwunden genau auf Warnzeichen einer Infektion wie schmerzhafte Schwellungen und Rötungen. In den folgenden Fällen sollten Sie zeitnah zum Arzt gehen, damit er eine fachgerechte Wundversorgung durchführen kann:

Bei größeren, offenen Wunden wird der Arzt außerdem zu prüfen, ob eine ausreichende Schutzimpfung gegen Tetanus (Wundstarrkrampf) vorliegt oder ob diese aufgefrischt werden muss.

Besonders bei Diabetikern, nach einer langen Erkrankung oder bei Menschen mit Krampfadern kann es zu starken Blutungen und einer schlechten Heilung kommen. Treten Rötungen auf, bildet sich Eiter oder wird die Stelle sehr warm, sind dies Anzeichen für eine Infektion. Dann sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. 

Nach der Erstversorgung benötigen offene Wunden weitere Pflege, die den Heilungsprozess unterstützt. Vor allem sollten die Patienten darauf achten, dass noch die Wunden nicht verschmutzen und nicht mit Wasser in Berührung kommen. Wasserdichte Pflaster beim Duschen können dabei hilfreich sein. Wunden, die gerade verkrusten, lassen sich gut mit Wund- und Heilsalben behandeln, die den Wirkstoff Dexpanthenol enthalten.

Gut zu wissen: Grundsätzlich sollte das direkte Auftragen von Wund- und Heilsalbe auf offene Wunden vermieden werden, da sonst das Wundsekret nicht mehr abfließen kann. Bei Salben, Cremes und Gels ist außerdem zu beachten, dass das Haltbarkeitsdatum nach Anbruch der Packung meist nur drei Monate beträgt. Am besten notieren Sie sich auf der Packung, wann Sie die Wundsalbe geöffnet haben. Abgelaufene Produkte sollten entsorgt werden. 

Bei geschlossenen aber nässenden Wunden kann Zinksalbe verwendet werden. Zinksalbe fördert die Bildung von Kollagen in der Haut und verhindert, dass die Wunde austrocknet. Auch jodhaltige Salben haben eine desinfizierende Wirkung. Sie kommen daher häufig bei chronischen Wunden wie dem Druckgeschwür zum Einsatz. Daneben gibt es eine Vielzahl von Salben und Cremes mit Naturheilstoffen. Sie haben eine pflegende Wirkung, unterstützen die Haut bei ihrem Heilungsprozess und beugen der Narbenbildung vor.

Wichtiger Hinweis: Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte von t-online können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.

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