Von Martin Lewicki | 01. Dezember 2021, 15:37 Uhr
Notwendigkeit ist die Mutter der Erfindung. Oder wie kann man sonst rechtfertigen, dass manche Leute Kaffeesatz auf eine Wunde pressen, um die Blutung zu stoppen? Funktioniert das wirklich? Ein Experte gibt seine Einschätzung ab.
Kaffee ist nicht nur eines der Lieblingsgetränke der Deutschen, sondern auch nachweislich gesund. Laut einer britischen Studie sind bis zu vier Tassen Kaffee pro Tag gut für die Leber. FITBOOK hat bereits darüber berichtet. In diesem Fall ist schwarzer Filterkaffee besonders gesund. Der resultierende Kaffeesatz ist ebenfalls nützlich. Es kann beispielsweise als Dünger für Pflanzen oder als Peeling für die Haut verwendet werden. Und offenbar kann es im Dienste der Gesundheit ganz anders eingesetzt werden: Kaffeesatz soll die Blutung einer Wunde stoppen, heißt es. Aber stimmt das wirklich?
Dr. Michael Daignault ist Autor und Notarzt. In einem Artikel für das amerikanische Nachrichtenportal "USA Today" gab er seine Einschätzung einer auf den ersten Blick seltsam anmutenden Erste-Hilfe-Methode ab: Menschen drücken Kaffeesatz auf eine offene Wunde, um die Blutung zu stoppen
Ihm zufolge landen die meisten Amerikaner mit einer Platzwunde oder einem tiefen Schnitt in der Haut in der Notaufnahme. Diese Art der äußeren Blutung tritt bei etwa acht Prozent der Patienten in der Notaufnahme auf. Umso wichtiger ist es, bei einer Verletzung die Blutung so schnell wie möglich zu stoppen.
Das Problem: Viele Menschen nehmen regelmäßig Blutverdünner ein, um Herzinfarkten vorzubeugen. Dies kann es schwierig machen, die Blutung selbst bei einer scheinbar harmlosen Wunde zu stoppen. Das lässt die Menschen zu Hause in ihrer Verzweiflung kreativ werden, wie der praktizierende Arzt Dr. Daignault erklärt. Der Arzt hat bereits verschiedene Methoden gesehen, die seine Patienten angewendet haben, um Blutungen zu stoppen. „Eine der interessantesten Methoden, die ich gesehen habe, ist Kaffeesatz auf die Wunde zu geben“, schreibt der Notarzt.
Der Patient konnte nicht wirklich erklären, warum er dachte, dass es funktionieren würde. Anscheinend ist er irgendwo auf diesen Rat gestoßen. Wie durch ein Wunder hörte die Blutung tatsächlich auf, als er in der Notaufnahme ankam. Es gibt wenig Informationen darüber, ob Kaffeesatz als Blutstopp verwendet werden kann, aber es scheint eine gängige Haushaltspraxis zu sein, insbesondere in Südostasien.
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Laut Dr. Daignault könnte das Koffein im Kaffee als sogenannter Vasopressor verwendet werden. Vasopressoren sind Substanzen, die den Blutfluss reduzieren können. In der Notaufnahme ist es beispielsweise üblich, das starke Blutstrainer Epineprhin zusammen mit dem Anästhetikum Lidocain zu verwenden. Es gibt jedoch keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass Koffein aus Kaffeesatz eine gefäßverengende Wirkung auf eine Wunde hat.
Der Arzt vermutet, dass die Blutstillung dadurch erreicht wird, dass der Kaffeesatz wie eine Kompresse auf die Verletzung gelegt und das Blut mit festem Druck zurückgehalten wird. Außerdem kann es sein, dass der Kaffeesatz etwas Blut aufsaugt, was den Eindruck verstärkt, weniger zu bluten.
Obwohl es in einigen Regionen der Welt gängige Praxis sein mag, rät der Arzt davon ab, Kaffeesatz auf eine Wunde zu geben. Das Hauptproblem besteht darin, dass Kaffeesatz keine sterile Substanz ist und daher Infektionen verursachen kann. Sie würden also ein Problem beheben, indem Sie die Blutung stoppen und gleichzeitig ein neues Problem schaffen, bei dem Bakterien in die Wunde eindringen könnten. Kaffeesatz als Blutstopper auf Wunden ist also keine gute Idee.
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Befindet sich Schmutz in der Wunde, sollte diese zunächst mit Wasser ausgespült werden. Wenn vorhanden, verwenden Sie am besten eine sterile Kompresse, die mit Druck auf die Wunde gelegt wird. Die Blutung sollte nach etwa 15 Minuten aufhören. Anstelle einer Kompresse kann alternativ auch ein sauberes Tuch oder Taschentuch verwendet werden. Nachdem die Blutung aufgehört hat, prüfen Sie, ob die Verletzung oberflächlich ist oder ob ein Arzt die Wunde nähen muss. Wenn Sie sich nicht sicher sind, sollten Sie so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen. Dies gilt auch für den Fall, dass die Blutung nicht aufhört. Auf jeden Fall sollte eine frische Wunde immer mit einem Verband oder Pflaster vor Schmutz und Bakterien geschützt werden.