Verbrennungen: Schnelles Handeln kann Haut und Leben retten | PZ - Pharmazeutische Zeitung

2021-12-14 18:20:17 By : Ms. Kelly Zheng

Schnelles Handeln kann Haut und Leben retten

Von Stefanie Kirchner und Silke Lauterbach

Jeder, der sich verbrannt hat, weiß, wie schmerzhaft dies ist. Ausgedehnte und tiefe Verbrennungen gehören zu den schwersten Verletzungen des Menschen. Dann gilt es, Ausmaß und Tiefe der Verbrennung zu beurteilen und die richtigen ersten Maßnahmen einzuleiten. Das kann Haut und Leben retten.

Verbrennungen sind immer Notfälle und erfordern dringendes Handeln. Dies gilt umso mehr, wenn Kinder betroffen sind, die Haut im Gesicht oder besonders empfindliche Körperstellen betroffen sind oder sich die Verbrennung großflächig ausgebreitet hat. Durch den Funktionsverlust der Haut als Schutzhülle, Speicherorgan und Wärmeregulator ist der Körper allen äußeren Einflüssen ausgesetzt. Außerdem können alle Organe sekundär geschädigt werden. Bei großflächigen Verbrennungen wird die Person plötzlich wehrlos.

Verbrennungen treten auf, wenn die Haut extremer Hitze ausgesetzt ist. Dies führt zu Schäden in unterschiedlichen Tiefen, die zum teilweisen oder vollständigen Absterben der Haut führen. Wirken innerhalb kurzer Zeit hohe Temperaturen auf eine Stelle, kann sich die Hitze aufgrund der schlechten Wärmeleitfähigkeit der Haut nicht schnell genug verteilen. Die thermische Schädigung hängt von der Höhe der Temperatur, den Erregern und der Einwirkzeit ab.

Beträgt die intrakutane Hitze weniger als 100 °C, beispielsweise bei Kontakt mit heißen oder kochenden Flüssigkeiten oder Frittieröl, spricht man von Verbrühungen (ambustio). Bereits bei intrakutanen Temperaturen von 52 °C ist die Haut geschädigt. Treten durch Feuereinwirkung oder direkten Kontakt mit Elektrizität oder Chemikalien hohe Temperaturen in der Haut auf, spricht man von Verbrennungen.

Verbrennungen und Verbrühungen führen zur sogenannten Gerinnungsnekrose. Strukturproteine ​​und Enzyme im Gewebe werden denaturiert und Kapillaren zerstört. Freigesetzte Entzündungsmediatoren setzen einen exsudativen Entzündungsprozess in Gang. Auch nachdem die Hitze von der Haut entfernt wurde, kann die Verbrennung andauern. Dies wird als Nachbrennen bezeichnet. Durch die gute Wärmeisolation der Haut kann Energie bis zu einer Stunde gespeichert werden. So kommt es vor, dass aus einer primär oberflächlichen Verbrennung eine tiefere werden kann.

Insbesondere Verbrennungsverletzungen verlieren durch die Brandwunden viel Flüssigkeit, was zu lebensbedrohlichen hypovolämischen Schockzuständen führen kann. Dieser Verbrennungsschock kann die Verbrennungskrankheit auslösen, die sich in den ersten Stunden bis Tagen nach dem Ereignis entwickelt. Die Verbrennungskrankheit besteht aus einem generalisierten Ödem, einem katabolen Stoffwechsel, einer hyperaktiven Blutgerinnung und einer Immunsuppression nach ausgedehnten Schäden zweiten oder dritten Grades.

In Deutschland erkranken jedes Jahr schätzungsweise 2500 Menschen an schweren Verbrennungen. Flammenverbrennungen treten am häufigsten bei Erwachsenen auf. Bei Kindern sind jedoch 80 Prozent der Ursache Verbrühungen. Diese hohe Zahl kommt hauptsächlich davon, dass Töpfe und Schüsseln vom Herd und Tisch gerissen wurden. Am häufigsten ereignen sich solche Unfälle im Alter zwischen zwei und vier Jahren, da die Kinder in dieser Zeit ihre motorischen Fähigkeiten sehr intensiv entwickeln. Die Paulinchen e. V. geht von rund 6000 verbrennungsverletzten Kindern pro Jahr aus.

Alle anderen Ursachen von Brandverletzungen sind selten, haben aber eine hohe Sterblichkeitsrate. Hochspannungsunfälle sind zu 30 Prozent tödlich, Blitzunfälle zu 50 Prozent tödlich.

Die Schwere einer Brandverletzung wird an der Ausdehnung und Tiefe der verbrannten Körperoberfläche (KOF) gemessen. Der Schweregrad wird auch durch innere Verbrennungen durch Verätzungen oder andere toxische Schäden wie Inhalationstraumata oder Säure-Basen-Aufnahme beeinflusst. Begleitverletzungen wie Frakturen verstärken das Trauma.

Zur Bestimmung der verbrannten Fläche kann die Wallace-Neuner-Regel oder die Handflächenregel verwendet werden (Grafik). Faustregel: Die Handfläche des Brandopfers entspricht etwa 1 Prozent seines Kopfes. Die Tiefe einer Brandverletzung wird anhand einer Graduierung erfasst.

Neunregel zur Einschätzung der Größe einer Verletzung

Verbrennungen ersten Grades (oberflächliche Verbrennungen) betreffen nur die Epidermis, die äußerste Hautschicht. Die Oberfläche der Brandwunde ist rot, leicht geschwollen, schmerzhaft, trocken und ohne Blasen. In den meisten Fällen wird eine Verbrennung ersten Grades durch den Kontakt mit heißen Flüssigkeiten oder Gegenständen verursacht und heilt in etwa sechs Tagen ab. Das Wichtigste ist, die Wunde zunächst zu kühlen, zum Beispiel unter fließendem kaltem Wasser.

Verbrennungen zweiten Grades betreffen die Epidermis und Teile der Dermis. Man unterscheidet zwischen oberflächlichen und tiefen Hautverbrennungen. Häufig werden solche Schäden durch Verbrühungen oder Flammeneinwirkung verursacht. Eine Verbrennung zweiten Grades verursacht Schmerzen, Rötungen und Schwellungen. Sie ist durch die Bildung einer (mit Flüssigkeit gefüllten) Verbrennungsblase zwischen Epidermis und Dermis gekennzeichnet. Dies ist ein natürlicher Schutz vor Kontamination und sollte daher nicht zerstört werden. Bei einer offenen Brandblase besteht ein hohes Infektionsrisiko, was die Wundheilung erschwert und Komplikationen auslösen kann.

Verbrennungen dritten Grades zerstören die gesamte Hautstruktur: die Epidermis, Dermis und oft auch die darunter liegende Subkutis (Bindegewebe) mit Muskeln, Haarfollikeln und Sehnen. Man spricht dann von einer totalen Hautverbrennung. Sie wird häufig durch Stromunfälle, Kontakt mit Chemikalien oder Feuereinwirkung ausgelöst. Die Oberfläche erscheint weiß oder verkohlt. Da die Nervenenden zerstört sind, fühlt sich der Bereich taub an. Da alle Hautschichten zerstört und die Gefäßversorgung stark eingeschränkt ist, kann die Haut nur sehr langsam nachwachsen. Patienten mit Verbrennungen dritten Grades müssen sofort einen Arzt aufsuchen oder einen Notarzt rufen.

Eine Verbrennung sollte unmittelbar nach dem Entfernen der Wärmequelle maximal fünf Minuten lang gekühlt werden. Dies lindert die Schmerzen und verhindert, dass sich die Hitze auf die betroffene Stelle ausbreitet. Bei leichten Verbrennungen kühles, aber nicht kaltes Leitungswasser (ca. 20 °C) verwenden. Kühlen mit Eis ist nicht ratsam, da dies möglicherweise Erfrierungen verursachen kann. Außerdem sollten Sie nur keimarmes Wasser (idealerweise: Leitungswasser) und beispielsweise keine zuckerhaltigen oder alkoholischen Flüssigkeiten verwenden, um Infektionen vorzubeugen. Verbrannte Kleidung oder andere in die Haut eingebrannte Gegenstände dürfen nur von qualifiziertem Personal entfernt werden und sollten bis zum Eintreffen am Opfer verbleiben.

Kühlung ist nur angezeigt, wenn weniger als 20 bis 30 Prozent der Körperoberfläche verbrannt sind. Bei größeren Verbrennungen würde der Körper durch die großflächige Kühlung zu viel Wärme verlieren. Ein Wärmeverlust ist jedoch für den Heilungsprozess ungünstig. Studien zum Thema „Kühlung“ sind sehr vage; Es gibt kaum kontrollierte Studien, die einen positiven Effekt gezeigt haben. Der einzige sichere Vorteil ist eine schmerzstillende Wirkung, die bei kleinen Verbrennungen eine Kühlung sinnvoll erscheinen lässt.

Wärmequelle beseitigen, schädliches Mittel ausschalten, heiße Kleidung entfernen, Strom ausschalten, Selbstschutz beachten;

Untersuchung der Vitalfunktionen des Brandopfers;

Kleine Verletzungen mit Leitungswasser kühlen, bis die Schmerzen gelindert sind; Seien Sie vorsichtig bei größeren Verbrennungen, es besteht die Gefahr einer Unterkühlung;

Bei chemischen Verletzungen vorher mit Wasser spülen, wenn keine näheren Angaben bekannt sind; sonst spezifische Behandlung, zB Behandlung mit Calciumgluconat bei Fluorwasserstoffsäure-Verätzungen; Sicherung des chemischen Mittels;

Schätzen Sie das Ausmaß des Schadens in Prozent der Körperoberfläche und seine Tiefe in Grad ab.

Nach dem Abkühlen wird eine Brandwunde mit einer sterilen, nicht fluffigen Wundauflage, idealerweise einem Verband, abgedeckt. Es gibt spezielle Verbandssets, die sterile Kompressen und Verbände enthalten. Es empfiehlt sich, solche Brandwundenpackungen im Hausapotheke vorrätig zu halten. Öl, Mehl, Pulver oder andere Hausmittel wie Salben, Zahnpasta oder ähnliches dürfen nicht auf Brandwunden aufgetragen werden. Brandgele sollten nur auf geschlossene Wunden aufgetragen werden; am besten klärt der Patient die Anwendung vorher mit einem Arzt ab.

Je nach Schwere der Verletzung erfolgt eine weitere Behandlung. Bei allen größeren Wunden sollte der Betroffene einen Arzt aufsuchen. Kleinere Verbrennungen bis Grad 2b werden in der Regel im normalen stationären Bereich einer Klinik behandelt, bei schwereren Schäden werden die Betroffenen in Verbrennungszentren verlegt.

Alle Patienten mit Verbrennungen an Gesicht und Hals, Händen, Füßen, Anogenitalbereich, Achseln und Hautpartien über großen Gelenken werden in spezielle Verbrennungszentren überwiesen. Auch bei großflächigen Verbrennungen, beispielsweise mehr als 15 Prozent Verbrennung zweiten Grades oder mehr als 10 Prozent Verbrennung dritten Grades der Körperoberfläche, wird eine Umlagerung durchgeführt. Patienten mit mechanischen Begleitverletzungen, Inhalationsschäden, bestimmten Vorerkrankungen oder elektrischen Verletzungen sowie Personen unter acht oder über 60 Jahren sollten nur in diesen speziellen Zentren behandelt werden.

Bei Bewusstlosigkeit des Verbrennungsopfers gelten die grundlegenden Erste-Hilfe-Maßnahmen (stabile Seitenlage, Reanimation). Steht das Verbrennungsopfer unter Schock, leitet der Notarzt eine Schocktherapie mit Ringer-Laktat ein. Die Verabreichung von Ringer-Laktat als Infusionslösung kann nach der Baxter-Formel berechnet werden: 4 x kg Körpergewicht x Prozent verbrannte Oberfläche = ml Ringer-Laktat in 24 Stunden. Ab 15 Prozent verbranntem Kopf bei Erwachsenen und 8 Prozent bei Kindern ist eine Schocktherapie obligatorisch.

Die Therapie richtet sich nach Ausmaß und Tiefe der Schädigung (Tabelle). Lediglich oberflächliche Verbrennungen 1. Grades, bei denen weniger als 1 Prozent der KOF betroffen sind, dürfen mit Selbstmedikation behandelt werden. Kommt ein Patient mit tieferen, größeren oder gar infizierten Brandwunden in die Apotheke, sollte das Team diese umgehend zum Arzt schicken. Bei Bedarf wird er den Patienten in ein Krankenhaus einweisen. Bei Verletzungen von Kindern sollte man immer dringend einen Arzt aufsuchen, um in die Apotheke zu gehen.

Bei Verbrennungen ersten Grades ist eine Kühlung der Wundoberfläche ausreichend. Blasen, die bei Verbrennungen zweiten Grades auftreten, sollten von einem Arzt steril punktiert werden. Die Haut der Blase verbleibt auf der Brandwunde. Es bietet einen natürlichen Schutz gegen das Eindringen von Keimen. Nach der Punktion wird ein steriler hydroaktiver Wundverband angelegt. Hier eignen sich entweder Hydrogelverbände oder Hydrokolloid-Wundverbände. Eine antiseptische Behandlung mit silberhaltigen Spüllösungen oder Wundauflagen ist bei diesen leichten Verbrennungen nicht erforderlich. Ist die Brandwunde vollständig epithelisiert, empfiehlt sich eine Nachbehandlung mit wirkstofffreien oder dexpanthenolhaltigen Produkten. Eine ausreichende Rückfettung verhindert das Austrocknen und Einreißen des Narbengewebes.

Tiefere Verbrennungen und Verbrennungen ab Grad 2b sollten in Abhängigkeit vom Gesamtzustand des Verletzten möglichst frühzeitig operativ behandelt werden (Nekroseentfernung, schnelle Hauttransplantation). Offene Brandwunden müssen gereinigt und mit steriler isotonischer Lösung gespült werden. Abgestorbenes Gewebe wird entweder operativ oder mit Hilfe spezieller Wundauflagen entfernt. Hier bietet sich die autolytische Wundreinigung mit Hydrogel-Pads an. Nach der Entfernung des abgestorbenen Gewebes muss die Wunde nach Möglichkeit verschlossen werden. Es sollten nur Wundauflagen verwendet werden, die nicht mit der Wunde verkleben; Geeignet sind beispielsweise moderne, interaktive Wundauflagen wie Hydrokolloide und Hydrogele.

Bei Verbrennungen ab Schweregrad 2b ist eine antiseptische Therapie zur Vorbeugung von Infektionen angezeigt. Geeignet sind Spülungen und Verbände, die Octenidin oder Polyhexanid enthalten. Auch silberhaltige interaktive Wundauflagen eignen sich zur Infektionsprophylaxe.

Bei Verbrennungen Grad 3 ist in der Regel ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Verbranntes, nicht vitales Gewebe muss entfernt werden, da es als Eintrittspunkt für Mikroorganismen gilt. Darüber hinaus initiiert und erhält abgestorbenes Gewebe schädliche Entzündungsprozesse, die die Schwere der Verbrennungserkrankung beeinflussen. Solange das geschädigte Gewebe nicht entfernt wird, ist die Ursache von Sepsis und Multiorganversagen nicht beseitigt. Solche Eingriffe können kosmetisch und funktionell störende Folgen haben. Dies muss aber zunächst in den Hintergrund treten, denn es gilt, das Fortschreiten der Verbrennungskrankheit zu unterbrechen.

Bei großen Brandwunden kann eine Hauttransplantation notwendig und sinnvoll sein. Eine vorbeugende Behandlung gegen Infektionen ist unerlässlich, da jede Infektion die Wundheilung verzögert und erschwert. Die systemische Gabe von Antibiotika und antiseptischen oder silberhaltigen Wundauflagen kann Infektionen vorbeugen.

Das Wichtigste bei der Nachbehandlung ist die Hautpflege. Durch Verbrennungen oder Verbrühungen hat die Haut die Fähigkeit verloren, ihren eigenen Fett- und Feuchtigkeitsgehalt zu regulieren. Aus diesem Grund sollte die epithelisierte Haut mehrmals täglich mit wirkstofffreien und sorgfältig einmassierten Hautlotionen und Cremeschäumen gepflegt werden. Dies ist eine entscheidende Maßnahme, um die neugebildete Haut elastisch zu halten. Für die wirkstoffhaltigen Produkte werden entweder silikon- oder dexpanthenolhaltige Produkte empfohlen. Pflanzliche Zusatzstoffe wie Extrakte aus Ringelblume oder Kamille sollten nicht verwendet werden.

Ungecremte Haut wird schuppig und rissig, ist leicht verletzbar, schmerzt oder juckt. Mehrmals tägliches Einreiben der Creme oder Lotion fördert die Reifung der Narben und lindert den Juckreiz. Narben sind reif, wenn sie nicht mehr rot, sondern hell, weich und möglichst gleichmäßig sind. Bei besonders starkem Juckreiz können Antihistaminika verschrieben werden.

Es ist wichtig, die Sonneneinstrahlung von verbrannten Stellen zu vermeiden. Im ersten Jahr nach der Verletzung dürfen die Narben keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden. Die Sonnenbrandgefahr ist sehr hoch und die Narben verdunkeln sich in der Sonne. Diese Verfärbung ist dauerhaft und macht die Narben sichtbar. Es wird empfohlen, Narben mit einem Sunblocker mit Lichtschutzfaktor 50+ zu schützen. Darüber hinaus bieten immer mehr Bekleidungshersteller Bekleidung, insbesondere Kinderbekleidung, mit Sonnenschutz an.

Auch nach der Reifung sollten Narben immer mit Sonnenschutzmitteln geschützt werden. Dies empfiehlt sich besonders im Gesicht und an den Händen, also an Stellen, die durch Kleidung nicht gut geschützt werden können. Im ersten Jahr nach dem Unfall sollten Urlaubsreisen in Länder mit extremer Sonne vermieden werden. Auch Narben im Gesicht können mit Make-up abgedeckt werden. Die Initiative Paulinchen bietet beispielsweise professionelle Make-up-Kurse an.

Nach Verbrennungen Grad 2b und 3 wird das Tragen sogenannter Kompressionskleidung empfohlen. Diese muss perfekt passen, denn nur so bleiben die Narben leicht, weich und wuchern nicht. Die Narben müssen so lange komprimiert werden, bis sie nicht mehr aktiv sind, d. h. sie werden beim Drücken nicht mehr heller. Solche Druckverbände sind Maßanfertigungen und müssen ein bis zwei Jahre Tag und Nacht getragen werden. Kompressionskleidung kann auch bei anderen Neigungen zur Narbenbildung oder Schwellung hilfreich sein.

Bei Verbrennungen an den Gelenken oder Beugemuskeln (Kinn, Nacken, Achselhöhle) muss man versuchen, die verlorenen Funktionen durch Schienen, Physio- und Ergotherapie aufzuarbeiten. Der Patient sollte eine gute Mobilität wiedererlangen. Dafür ist es sehr wichtig, dass die Therapien konsequent und regelmäßig stattfinden. Zur weiteren Narbenreduktion, insbesondere bei kleineren Defekten, eignen sich silikonhaltige Produkte (Pflaster oder Gele).

Wenn die Narben reif sind, können Arzt und Patient über Möglichkeiten nachdenken, sie zu korrigieren. Korrekturoperationen können zur Beseitigung von Funktionsstörungen, aber auch zur Verschönerung entstellender, psychisch belastender Narben eingesetzt werden. Nach jeder Korrekturoperation folgt die Rehabilitation mit Kompression, Physiotherapie, Hautpflege und Schutz.

Die gesamte Behandlung einer schweren Verbrennung dauert in der Regel lange und dauert Monate oder sogar Jahre. Die Belastung durch Angst und Schmerz ist enorm. Die meisten Patienten erleben den Unfall bei vollem Bewusstsein. Die Behandlung ist äußerst schmerzhaft, die transplantierte Haut ist sehr empfindlich und der Heilungsprozess wird meist von starkem Juckreiz begleitet. In der Physiotherapie und Ergotherapie werden die Schmerzgrenzen des Patienten immer erreicht und überschritten. Mit Narben leben zu müssen ist eine sehr große psychische Belastung. Als Unfallart stellen Brandverletzungen eine Besonderheit dar, da der Betroffene auch für sein Umfeld nachhaltig geschädigt wird.

Besonders Kinder sind betroffen, weil die Narbenoberflächen oft nicht mitwachsen und manchmal Nachoperationen notwendig sind. Ihre Persönlichkeit ist noch nicht etabliert und daher ist es besonders in den Entwicklungsjahren sehr schwierig, mit Narben umzugehen. Durch ein durchdachtes und konsequentes Therapiekonzept kann ein gutes Narbenbild erreicht werden, der Schaden bleibt jedoch immer sichtbar. Gerade Kinder und deren Eltern brauchen daher auch psychologische Unterstützung. Die Behandlung des Kindes ist frühestens mit Abschluss des Wachstums abgeschlossen.

Grundsätzlich kann ein Verbrennungsopfer, auch ein Kind, jeden Sport ausüben. Bewegung fördert das Wohlbefinden, insbesondere in der Nachbehandlung, und verbessert sowohl die Beweglichkeit als auch die Ausdauer. Sobald alle Wunden verheilt sind, kann ein Betroffener wieder ins Schwimmbad gehen, inklusive Solebäder. Nach jedem Bad sollte die Haut gut mit Feuchtigkeit versorgt werden. Auf Kompressionskleidung können Sie während des Bades verzichten.

Viele Verbrennungsunfälle könnten vermieden werden. Die beste Therapie ist daher die Vorbeugung von Brandverletzungen. Gerade in Küche und Haushalt sollen Eltern mit kleinen Kindern mit offenen Augen Gefahrenquellen rechtzeitig erkennen und beseitigen können.

Die Therapie von Brandverletzungen wird durch viele Störgrößen beeinflusst. Begleiterkrankungen und Infektionen stören und erschweren den Heilungsprozess. Besonders wichtig ist die Nachbehandlung von Verletzungen. Ziel ist es, nicht nur das Leben des Patienten zu retten, sondern auch ein möglichst ästhetisch zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen. Ab einem Schweregrad 2b muss mit einer Nachbehandlung von einem Jahr, teilweise länger, gerechnet werden.

<Typopolist-Typ = "1">

Lackner, CK, Schweiberer, L., Erhard, J., Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin: Empfehlungen zur Frührehabilitation von Brandverletzungen. Ludwig-Maximilians-Universität München.

Jauch, K.-W., Heiss, M., The Burn Injured. In: Madler, C., Das NAW-Buch Praktische Notfallmedizin. Urban & Schwarzenberg, München, Wien, Baltimore 1994.

Demling, RH, LaLonde, C., Burn Trauma. Thieme Stuttgart, New York 1989.

Elterninitiative für brandverletzte Kinder e. V. Paulinchen; www.paulinchen.de; Stand Mai 2008.

Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin: Empfehlungen zur Frührehabilitation von Brandverletzungen. www.verbrenntmedizin.de/leitlinien_3.htm

Richtlinien für chemische / thermische Verletzungen. www.verbrenntmedizin.de/leitlinien_2.htm

Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin zur baulichen und personellen Ausstattung von Verbrennungszentren. www.verbrenntmedizin.de/leitlinien_1.htm

Bundesinitiative Brandverletzte eV, www.brandverletzt-leben.de

Larsen, R., Anästhesie und Intensivmedizin für die Fachkrankenpflege. 6. Auflage, Springer Verlag 2004.

Grabosch, A., Günnewig, M., Die Versorgung des Brandopfers. Springer Verlag GmbH & Co. 2002.

Stefanie Kirchner absolvierte 1996 ihre Ausbildung zur examinierten Krankenpflegerin und arbeitete bis 2003 am Universitätsklinikum Aachen, Klinik für Plastische und Wiederherstellungschirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie. Seit 2003 leitet sie die Station der Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Handchirurgie, am Rotkreuz-Krankenhaus (RKH) in Kassel. Kirchner leitet seit 2006 die Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am RKH. Sie ist zertifizierte Wundmanagerin und arbeitet in der Arbeitsgruppe Wundversorgung des RKH. Außerdem ist sie Dozentin für Inhouse-Schulungen.

Silke Lauterbach studierte von 1994 bis 1999 Pharmazie in Marburg. Sie ist Fachapothekerin für Klinische Pharmazie und arbeitet im Rotkreuz-Krankenhaus Kassel als stellvertretende Apothekenleitung und Leiterin Materialwirtschaft. Seit 2002 leitet sie die Arbeitsgruppe Wundversorgung in Krankenhäusern. Sie ist Autorin einer Broschüre und Dozentin für die Landesapothekerkammer Hessen und in der firmeninternen Ausbildung.

E-Mail: apotheke(at)rkh-kassel.de

Auch in dieser Ausgabe...